Museumsgeschichte und aktuelle Standortbestimmung
Die Wurzeln des Markgräfler Museums liegen zum einen in Bestrebungen, in Müllheim ein Museum zum Weinbaus der Region einzurichten, zum anderen Heimat- und Stadtgeschichte darzustellen. Bedeutsame Familien der Stadt, wie Blankenhorn und Beidek, begannen Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprechende Sammlungsaktivitäten. Konkret wurden diese Zielsetzungen schließlich 1974, als sich am 27. Mai der Markgräfler Wein- und Heimatmuseum e. V. – Verein für Volkskunde und Heimatgeschichte gründete (heute Markgräfler Museumsverein Müllheim e.V.). Er führte im selben Jahr auch eine erste kleine Sonderausstellung im bis 1973 als Rathaus genutzten ehemaligen Gasthaus »zur Krone« – dem heutigen »Blankenhorn-Palais« – durch.
Bis Ende der 1980er Jahre veranstaltete der Museumsverein auf rein ehrenamtlicher Basis weitere Sonderausstellungen, erweiterte die Museumssammlung und betrieb das Museum. Dieses konnte 1979 auf das ganze Erdgeschoss und den historischen Weinkeller des Blankenhorn-Palais ausgedehnt und mit einer ersten Dauerausstellung ausgestattet werden. In dieser spiegelten sich mit dem »Blankenhorn-Zimmer« und den beiden »Beidek-Scheffelt-Räumen« die großen Stiftungen der frühen Zeit des Museums wider, deren Exponate dort – ergänzt um weitere Sammlungsstücke – zu sehen waren. Andere Räume boten kultur- und kunstgeschichtliche Exponate, Objekte aus Vereinen und solche zum Weinbau. 1989 wurde eine erste wissenschaftliche Museumsleitung eingestellt.
Die Bel Étage wird Museum
1991 konnte das Museum auch die Räume des Obergeschosses beziehen, wo repräsentative Wohnbereiche, die Bel Étage, nun zum Herzstück des Museums wurden. Abteilungen zur Geologie, Ur-, Früh- und Industriegeschichte kamen hinzu. Im ersten Stockwerk des nördlichen Flügels waren Präsentationen zeitgenössischer Kunst des südlichen Oberrheins vorgesehen. Mit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung 1991, die einen Quantensprung in der Bedeutung und Ausstrahlung dieser Kultureinrichtung darstellte, erhielt das Museum den Titel »Markgräfler Museum«. Ab 1992 wurde im Erdgeschoss des nördlichen Museumsflügels das Mühlenwesen thematisiert.
Unter den Museumsleitungen von Dr. Antje Lechleiter und Siegmar Gassert zwischen 1993 und 2002 kam es zur weiteren Profilierung im Bereich moderner und zeitgenössischer Kunst. Das Markgräfler Museum machte durch zahlreiche Sonderausstellungen, Ankäufe und Schenkungen, etwa von Werken Adolf Riedlins, Adolf Strübes oder Jürgen Brodwolfs, auf sich aufmerksam. Darüber hinaus gelangen Weichenstellungen in Bezug auf eine angemessene Dauerpräsentation moderner Kunst im Südflügel sowie der Stadt- und Regionalgeschichte im Dachgeschoss.
Das Markgräfler Museum als kulturelles Zentrum der Region
Unter der über 20-jährigen Museumsleitung des Historikers Jan Merk 2002-2023 etablierte sich das Markgräfler Museum als Kompetenzzentrum der Kunst- und Kulturgeschichte des Markgräflerlandes und als ein starker Imageträger der Region. Bestehende Sammlungsgebiete wurden weiter ausgebaut, neue, für ein Regionalmuseum zwischen dem Dreiländereck im Süden und Freiburg im Norden wesentliche Sammlungsgebiete eröffnet, darunter Fotografie und die Literaturgeschichte des Markgräflerlandes. 2007 gelangte der Großteil des künstlerischen Nachlasses von Emil Bizer (1881-1957) an das Museum. Es erfolgte die Aufarbeitung und Präsentation wichtiger Epochen der Stadtgeschichtliche, u. a. zu Müllheim als Garnison, die Eröffnung der Galerie »Kunst am südlichen Oberrhein« im Südflügel 2003, die Verwirklichung der neuen Museumsabteilungen zur Stadt- und Regionalgeschichte 2008, zur Literatur des Markgräflerlandes 2014 und zur Geologie und Archäologie der Region 2023.
In intensiver und vertrauensvoller Kooperation mit dem Markgräfler Museumsverein Müllheim e. V. wurde in dieser Zeit die gemeinsame Museumsarbeit konsolidiert und in vielen gemeinsamen Projekten erfolgreich umgesetzt. Einen Höhepunkt bildete die Sanierung der historischen Frick-Mühle, die seit 2008 als Mühlenmuseum das zweite Standbein des Markgräfler Museums darstellt. Aber auch auf den ersten Blick weniger augenfällige, aber ebenso wichtige Meilensteine der Entwicklung zum beachteten Regionalmuseum fallen in diese Zeit, wie die Einführung einer modernen Datenbank-Inventarisierung oder die Verabschiedung systematischer Sammlungskonzeptionen für die beiden Häuser des Markgräfler Museums im Jahre 2019.
Heute und Zukunft
Das Markgräfler Museum ist heute sowohl dienstleistungsorientierter und auf allgemeinen museologischen Standards agierender Kulturbetrieb mit Verankerung in der städtischen Verwaltung (zusammen mit dem Stadtarchiv) als auch ein besonders durch den Museumsverein bürgerschaftlicher, in die Stadtgesellschaft hineinwirkender Ort des Austauschs und der Begegnung, inspiriert und ermöglicht durch eine sinnstiftende Beschäftigung mit Geschichte und Kunst. Die Mitglieder des Museumsvereins tragen, genauso wie die festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Erfolg dieses »Müllheimer Museumsmodells« bei und beteiligen sich vielfältig am Museumsleben, sei es in organisatorischer, fördernder oder projektbezogener Hinsicht, z. B. in Gestalt des Betriebs der Frick-Mühle oder in Form eigener Sonderausstellung im Blankenhorn-Palais.
In Zukunft wird das Markgräfler Museum weiter zum lebendigen Ort des Austauschs über Geschichte, Kunst und Kultur, städtische und regionale Identitäten ausgebaut. Neue stadtgeschichtliche Arbeitsschwerpunkte, wie die NS-Zeit, fließen dabei mit ein. Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Initiativen sollen die Museumsarbeit verbreitern und vervielfältigen – und neue, auch überraschende Blicke aus dem »ehrwürdigen« Markgräfler Museum auf unsere Welt ermöglichen.